Warnsignale

Es gibt zahlreiche Warnsymptome, die auf das Vorliegen von Gewalt gegen ältere Menschen hinweisen können.

Warnsignale

Körperliche Gewalt kann direkt wahrnehmbare Folgen nach sich ziehen und durch Blutergüsse, kleine Verletzungen wie Kratzer ebenso sichtbar werden wie durch schwere Verletzungen mit Brüchen und im Extremfall mit dem Tod. Hinweise auf das Vorliegen von körperlicher Gewalt können auch Abschürfungen, Schnittverletzungen, Striemen oder Narben an ungewöhnlichen Stellen sein, ebenso wie Einstiche, Bissspuren oder sonst unbehandelte Wunden.

Verletzungen können verschiedenste Ursachen haben. Sie können durch Schlagen, Ziehen an den Haaren, Verbrennen, Festbinden oder Verabreichung von falschen oder falsch dosierten Medikamenten entstehen.

In diesem Zusammenhang ist aber auch mitzubedenken, dass manchmal Verletzungen bei älteren Menschen auch ohne Gewalteinwirkung entstehen können. Ältere Menschen haben oft eine sehr empfindliche Haut oder brüchige Knochen, wodurch bereitsbei routinemäßigen Pflegehandlungen Verletzungen auftreten können.

Warnsignale für körperliche Gewalteinwirkung:

  • verschieden große Hämatome unterschiedlichen Alters, vorwiegend an den Extremitäten, „Fingerabdrücke“, Schwellungen im Bereich des Kopfs
  • Schnittwunden und entsprechende Narben
  • Striemen an den Extremitäten, die auf Fixierung hinweisen
  • Kratzer, blutende Kopfhaut durch ausgerissene Haare
  • unversorgte Wunden
  • Verbrennungen, zB durch Zigaretten
  • Vergiftungsanzeichen: Orientierungsprobleme, Magen- und Darmkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen
  • Frakturen
  • Verstauchungen, Zerrungen
  • Verletzungen mit unklarer Ursache
  • Große Zeitspanne zwischen Verletzung und ärztlicher Behandlung
  • Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, Misstrauen
  • Gewichtsverlust, körperliche Schwäche können auf Mangelernährung hinweisen
  • Flüssigkeitsmangel, der sich am Zustand der Haut eigen kann oder auch für Verwirrtheitszustände sorgt
  • Druckstellen, Rötungen, und Kontrakturen

Psychische Gewalt äußert sich meist in Verhaltensänderungen, ist aber sehr viel schwerer zu erkennen, weil die sichtbaren Verletzungen ausbleiben. Hinzu kommt, dass einige Warnsignale auch von einer Depression herrühren können, die nicht durch (aktuelle) Gewalt ausgelöst wurde.

Warnsignale für psychische Gewalteinwirkung:

  • Ängstlichkeit
  • Aufgeregtheit, Verwirrtheit
  • Anhaltendes Schreien
  • Schlafprobleme von Schlaflosigkeit bis hin zu exzessivem Schlafverhalten
  • Plötzlicher Rückzug, wenig Augenkontakt
  • Appetitlosigkeit
  • Kontaktvermeidendes Verhalten
  • Depressionen
  • Massive Gewichtsänderungen
  • Verlust an Interesse am Alltag
  • Suizidales Verhalten
  • Isoliertheit von Freunden oder Familie
  • Merkwürdiger Umgang mit dem Pflegepersonal (angstvoll, übertrieben respektvoll)

Sexuelle Gewalt an älteren Menschen  stellt ein Tabuthema dar. Umso genauer und aufmerksamer ist hinzusehen, um Übergriffe in die sexuelle Integrität als solche zu erkennen.

Warnsignale für sexuelle Gewalteinwirkung:

  • Blutergüsse im Genitalbereich und an der Brust
  • Anale, vaginale Blutungen
  • Sexuell übertragbare Infektionskrankheiten
  • Infektionen im Genitalbereich
  • Blutige Unterwäsche
  • Schmerzen im Bauchbereich
  • Auffallende Verhaltensänderungen wie Aggression, Rückzug, selbstverletzendes Verhalten

Ökonomische Gewalt ist oft nur schwer nachweisbar.. Da über finanzielle Angelegenheiten meist wenig gesprochen wird,  ist eine genaue Beobachtung unerlässlich, um Signale, welche auf das Vorliegen ökonomischer Gewalt deuten, zu erkennen. Einige davon können auch Anzeichen für allgemeine finanzielle Engpässe oder einer beginnenden Demenz sein, genaues Hinsehen ist jedenfalls wichtig.

Warnsignale für ökonomische Gewalteinwirkung:

  • Keine finanzielle Eigenverwaltung mehr
  • Wertgegenstände wie Schmuck ist nicht mehr auffindbar
  • Plötzliche Änderungen eines Testaments
  • Unterzeichnen von Dokumenten ohne sich deren Tragweite bewusst zu sein zB Schenkungen, Bürgschaften
  • Plötzliche Verschiebung des Kontos zu einer anderen Bank
  • Schwierigkeiten, Rechnungen zu bezahlen
  • Kaputte Kleidung, technische Geräte nicht vorhanden
  • Mangelernährung, Dehydrierung
  • Kein Geld für Medikamente